Summertime 1998
von Winfried Matern
Das folgende Gedicht besingt auf humorige Art die Unbilden des Wetters und die
Tücken der Technik sowie die dadurch bei dem Einen oder Anderen
hervorgerufenen emotionalen Stürme, die bei der Vorbereitung und
Durchführung unseres Open-Air-Sommerkonzertes
Summertime im Jahr
1998 auftraten.
Es hatte neulich unser
Chor
Mal etwas ganz
besond'res vor:
Im Freien singen,
ungefähr
- Man nennt dies heute
"Open Air" -
Am Borke-Platz, dort
an der Elbe,
Denn drinnen wär' es
nicht dasselbe.
Und weil ein Chor,
selbst wenn er singt,
Für sich allein
langweilig klingt,
So wurden - auch aus
fremden Städten -
Noch andere
dazugebeten.
Die sollten dann das
Publikum
Erfreu'n durch breites
Klangspektrum.
Zunächst, das ist nun
einmal so
(Der Chor ist drob
nicht immer froh),
Wird erst mal intensiv
geübt.
Die Freude dabei ist
getrübt,
Und es bereitet fast
Verdruss,
Wenn man auf englisch
singen muss.
Doch diesmal wird's
besonders peinlich
- der Chefdompteur ist
da ganz kleinlich -
Er hat das Singen nach
den Noten
Den Sängern ganz und
gar verboten,
So dass man sich, will
man was singen,
Muss erst einmal zum
Lernen zwingen.
Nur wenig hilfreich
ist dabei
Dass bisher der
Konzerte zwei
Mit gleichem Liedgut
man gesungen,
Denn damals war man
ungezwungen,
Hatt' Noten und der
Lieder Zeilen,
Konnt' mit dem Blick
im Buch verweilen.
Und auch die Bigband
hat's nicht leicht,
Hat bisher niemals je
erreicht:
Dass unser Chef einmal
zufrieden,
War ihr bislang noch
nie beschieden.
Man freut sich
königlich sogar,
Wenn's mal 'ne Vier
(mit Minus) war.
Sehr nahe rückt der
große Tag.
Man bangt, wie es wohl
gehen mag:
Die Texte kann im Chor
noch keiner,
Und bei der Bigband
ist nicht einer,
Der seiner Sache
sicher wäre.
(Es geht ja
schließlich um die Ehre.)
Doch bald, ich sag' es
ohne Häme
Da drängen andere
Probleme
Sich einfach in den
Vordergrund:
Zum Beispiel die
Plakate und
Wie man sie wohl in
der Stadt verteile,
Man schaut betreten
eine Weile.
Schließlich jedoch, da
finden sich
Ein paar Beherzte
sicherlich,
Die diese Arbeit
übernehmen.
Aufatmen hört man die
Bequemen,
Die diesmal wieder
nicht betroffen.
(Dass sie sich
schämen, bleibt zu hoffen.)
Jetzt naht sich des
Konzertes Tag.
Man fragt, wer noch
was helfen mag.
Und wer sich
schließlich l�sst erweichen,
Das sind schon wieder
mal die gleichen,
Die da sind, wenn es
Arbeit gibt,
Drum sind sie
allerseits beliebt.
Als endlich alles
aufgebaut,
Man sorgenvoll nach
oben schaut.
Traut blauem Himmel
nicht so recht:
Die Prophezeiungen
sind schlecht.
Sie sagen Regen uns
voraus,
Da bleibt das Publikum
zu Haus.
Und richtig, etwa zehn
nach drei,
Eilt eine Wolkenwand
herbei.
Mit Donner, Blitz und
sehr viel Regen
Will sie zum Aufgeben
bewegen;
Nur ein paar
Optimisten wetten,
Dass das Konzert wär
noch zu retten.
Sehr schön ist Ulrich
anzuschau'n,
Wie er mit Schirm und
Gottvertrau'n
So auf dem Platz
herumspaziert,
Sich vor dem Regen
nicht geniert.
Nur auf dem Rücken ist
er nass
Und um die Nase etwas
blass.
Jedoch kaum eine
Stunde später,
Da sieht es wirklich
dann ein jeder,
Dass sich das Wetter
wieder wendet
Und dieser Regen
plötzlich endet.
Man schaut sich um und
staunt nicht schlecht:
Die Optimisten hatten
recht.
Doch stark umwölkt
bleibt noch die Stirn
Von uns'rem Chor- und
Bigband-Leiter.
Und er zermartert sich
das Hirn,
So dass man merkt: Er
weiß nicht weiter.
Alles Können scheint
vergessen
Das die Bigband je
besessen.
Jedoch, die Zeit
vergeht im Flug,
Und mit dem Proben
ist's genug,
Denn auch noch andre
Gruppen wollen
Mal proben, was sie
singen sollen.
Der Manfred gibt die
Leitung weiter,
Doch sein Gesicht ist
nicht sehr heiter.
Zusammen mit dem
Kinderchor,
So stellen sie es sich
nun vor,
Woll'n die Folk-Rovers
etwas singen,
Um's dann vor's
Publikum zu bringen.
Doch kaum ertönt der
erste Ton
Naht sich die
Katastrophe schon.
Ein lauter Knall, ganz
rauchumwölkt,
Es scheint, die Tage
sind gezählt,
Dass der Verstärker
einer wär',
Er duftet leise nach
Ampère,
Still schweigt der
Elektronik-Ton,
Ja, ja, das hat man
nun davon.
Wenn man die Technik
einmal braucht,
Hat sie ihr Leben
ausgehaucht.
Ersatz, so lautet
jetzt die Kunde,
Wär' da, doch dauert's
fast 'ne Stunde.
Was tun? Die Stunde
ist schon voll,
Da das Konzert
beginnen soll.
Zum Glück ist ja die
Bigband da,
Die macht auch ohne
Strom trara;
Wie herrlich ist es in
der Tat,
Wenn man so ein paar
Tuten hat.
Und auch das
hochverehrte Publikum
Nimmt drum die Panne
nicht so krumm.
Doch siehe da, der
Manfred lacht:
Die Band spielt besser
als gedacht.
Als der
Ersatzverstärker auch
Sich zeigt geeignet
zum Gebrauch,
Beginnt mit
"Summertime" die Band
Und das Konzert hat
"open end".
Fast wie geplant, der
Reihe nach,
So machen sie jetzt
alle Krach
Und spulen ihr
Programm herunter.
Sogar das Publikum
bleibt munter.
Vor allem, wenn die
Kinder singen
Uns ihre Songs zum
Vortrag bringen.
Und auch der
Männerchor sang fein
Vom Weine und vom
Jägerlein,
Von irgendwelchen
leichten Mädchen
Und von dem
heimatlichen Städtchen.
Genau kann ich das
jetzt nicht sagen,
Ich war beschäftigt,
Bier zu tragen.
Konzerterfolg hängt
nicht zu knapp
Wohl auch vom Fluss
des Bieres ab.
Damit man stillt den
Durst der Kehlen,
Muss man sich mit dem
Nachschub quälen,
Was dann erfolgt -
sonst gibt's Verdruss -
Wenn man nicht selber
singen muss.
Das Publikum klatscht
in die Hände,
Konzert und Bier sind
nun zu Ende.
Und wie vom Trank aus
Malz und Hopfen
Blieb auch vom Wein
kein einz'ger Tropfen.
So müssen durst'ge
Sängerkehlen
Sich nun mit Coca-Cola
quälen.
Als Fazit der
Konzertgeschichte,
Von der ich heute hier
berichte,
Bleibt, dass es ein
Erfolg gewesen,
Man kann es in der
Zeitung lesen.
Wir wollen's drum, ihr
werdet lachen,
Im nächsten Jahr schon
wieder machen.
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